Cafe Hawelka, Wien
2013
Das Cafe Hawelka zählt bis heute zu den wohl berühmtesten Kaffeehäusern der Stadt. Als Treffpunkt für Literaten und Künstler von einst und jetzt erwartet Sie hier Atmosphäre besonderer Art. Ich hatte wohl einen schlechten Tag beim Hawelka-Besuch erwischt: Kellner unwirsch und wenig freundlich. Die Frage nach der Karte wird mit: „Haben wir nicht“ beantwortet. Meine Frage, was man dann bekommen könne, wird mit Kaffee, Kuchen und Sandwiches beantwortet.
Der Espresso wir einem dann lieblos „vorgesetzt“. Bei der Bitte und die Rechnung gibt ein Kellner an den anderen den Auftrag weiter: „Machst Du mal , Schatzi.“ Wir haben uns, es war die erste Anlaufstelle nach Ankunft in Wien, darauf gefreut – und waren bitter enttäuscht. Wenn das der Wiener Charme sein soll, …..
Es ist schade, denn so wurde gleich vieles verschüttet, was das Café ausmacht. Das beginnt mit der Innendekoration. Diese wurde vom ehemaligen „Cafe Ludwigs“ übernommen, das Café, das die Hawelkas zuerst betrieben. Sie wurde von einem Schüler des Jugendstilarchitekten Adolf Loos entworfen. Bis heute ist nichts daran verändert worden. Auch die Thonet-Sesseln und die kleinen Marmortische erzählen längst Zeitgeschichte. Die getäfelte Decke im hinteren Teil des Kaffeehauses entdeckt Leopold erst in den sechziger Jahren und legt sie frei – auch diese ist heute nach wie vor im Urzustand erhalten. An den Wänden schenkt Leopold seinen künstlerisch aktiven Gästen Raum: Die eine wird mit Postern bedeckt, die neueste Ausstellungen, Konzerte und Lesungen bewerben –– damals eine Innovation, die heute in den Cafés Österreichs nicht mehr wegzudenken ist. Die andere Wand gehört Hawelkas Sammlung von ausgesuchten Werken seiner Gäste.
Tradition hat Geschichte
Josefine bereitete den Kaffee am Holzofen zu …
1936 beginnen Leopold und Josefine Hawelka ihre gemeinsame Karriere als Cafétiers mit der Pachtung des „Café Alt Wien“ in der Bäckerstraße – 3 Jahre später übernehmen sie das kleinere „Café Ludwig“ (ehemalige Chatam-Bar) in der Dorotheergasse.
Unmittelbar nach der Eröffnung wird Leopold einberufen und nach Russland geschickt. Erst 5 Jahre später kehrt er mit seiner Frau Josefine zurück. Wie durch ein Wunder ist das Café unversehrt – bereits im Herbst 1945 kommt es zur Wiedereröffnung: Josefine bereitet den Kaffee am Holzofen zu, Leopold besorgt das Feuerholz eigenhändig im Wiener Wald. Gemeinsam kümmert man sich um das Wohl der Gäste – das gemütliche Kaffeehaus wird schnell zum beliebten Treffpunkt, speziell für Schriftsteller und Intellektuelle. Vielen von ihnen wird es schon bald ein zweites Zuhause.
Leopolds einziges Zugeständnis an die Moderne ist eine Espresso-Maschine.
In den 50/60ern beginnt die Wirtschaft zu blühen und sich das Stadtbild zu verändern: Neue Espressobars italienischer Art scheinen plötzlich besser zum schneller werdenden Leben zu passen als das traditionelle Kaffeehaus. Viele machen dieser Entwicklung Platz, nicht aber das Hawelka: Leopolds einziges Zugeständnis an die Moderne ist es, ebenfalls eine Espresso-Maschine zu installieren – das Kaffeehaus überlebt durch die Loyalität seiner Stammgäste, die das alte Café als zeitlosen Raum zu schätzen wissen. Zunehmend sind es junge Künstler und schon bald stellt das Café Hawelka alles dar, was in der Wiener Künstlerszene frisch und energiegeladen war.
Auch Berühmtheiten aus dem Ausland nehmen immer öfter Platz. Politiker und Journalisten strömen in das Kaffeehaus, um die neuesten Trends zu entdecken. Die Menge kommt, um zu sehen und um gesehen zu werden. Das Hawelka ist zur Institution geworden, Leopold und Josefine längst so berühmt wie ihre Gäste.
…. und abends gibt´s immer noch Buchteln …
Drei Generationen von Hawelkas – Leopold, sein Sohn Günter und seine beiden Enkelsöhne Amir und Michael – tragen diese Geschichte mittlerweile weiter. Abends weht wie in den ersten Tagen der Duft von Josefines legendären Buchteln durch den Raum.
Die Preise: Kleiner Brauner 3 Euro.
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